Um dem Winter in Deutschland zu entfliehen, buchten mein Mann und ich im März dieses Jahres einen Flug nach Mallorca. Mit unseren Fahrrädern wollten wir einen Eindruck von der spanischen Baleareninsel gewinnen. Spanien selbst ist bekannt für eine Vielzahl von Klöppelspitzen. So war ich gespannt, wie weit das Klöppeln auf Mallorca verbreitet ist.
Am Vormittag des 8.3. auf dem Flughafen in Palma angekommen, hieß es erst einmal nach Norden zu unserem Hotel in Port de Soller zu radeln. Nach der Überquerung zweier Pässe kamen wir am Abend in unserem Hotel Es Port an. Gleich nebenan befand sich ein Handarbeitsgeschäft. Sofort mußte ich hinein und mir einen Überblick verschaffen. Es gab tatsächlich auch Klöppelspitzen zu kaufen. Ich beschloß, mich ein andermal in Ruhe zu erkundigen.
Die nächste Tour führte uns zunächst nach Deia, einem internationalen Künstlerdorf. Von weitem konnten wir auf einem kleinen Hügel eine Kirche erkennen. Wir strampelten hinauf. In der Kirche fand ich auf mehreren Altären Decken mit Klöppelspitzen. So wußte ich, daß sich die weitere Suche lohnen könnte.
![]() Blick zur Kirche Dea |
![]() Altar |
![]() Detail Altardecke |
Über das Kloster Miramar, wo ich keine Spitzen entdeckte, fuhren wir nach Valldemossa. Hier kann der Museumskomplex Real Cartuja besichtigt werden. Er wurde berühmt durch den Besuch des Komponisten Frederic Chopin und der französischen Schriftstellerin George Sand im 19. Jh. Die Ausstellungsräume im Kloster und im Palast des Königs Sancho beherbergen unter anderem eine große Zahl von Klöppelspitzen. Auch war die Bekleidung vieler Figuren in den Vitrinen mit Spitzen verziert.
![]() Im Kloster |
![]() Vitrine |
![]() Schleier, Detail |
Weiter ging es mit einem Zwischenstop in der Glasbläserei La Fiores nach Palmaniola. Wieder über den Paß Coll de Soller gelangten wir in den Ort Soller. Nach einem kurzen Stadtbummel kehrten wir zum Hotel zurück.
Am folgenden Tag führte unser Weg zum Kloster Lluc, einem bedeutenden Wallfahrtsort Mallorcas. Die Pilger verehren eine schwarze Madonna. |
![]() Kloster Lluc |
Porträts an der Wand ließen Spitze erahnen. Madonnas, Krippenfiguren, Umhänge, Priestergewänder waren mit weißer, Silber- und Goldspitze verziert. |
![]() Abschluss am Priestergewand |
Am späten Nachmittag radelten wir zu unserem Quartier zurück. Der Sonntag führte uns nach Bunyola, wo wir auf eine beliebte ausgeschilderte Radroute stießen. Bevor wir den Berg nach Orient erstrampelten, mußte ich schnell noch an der Kirchentür klinken. Sie hatte geöffnet, da gerade ein Gottesdienst stattfand. Um nicht zu stören, konnte ich nur einen kurzen Blick auf den Altar neben dem Eingang werfen, auf dem ebenfalls eine Decke mit Klöppelspitze lag.
Wir radelten über den Paß Coll d` Honor nach Orient, Alaro und über Santa Maria del Cami zurück nach Bunyola. Von dort aus nahmen wir den schon üblichen Weg über den Paß Coll de Soller zurück zum Hotel.
Am Montag wollte ich endlich Spitzen einkaufen. Um nicht zu spät zurück zu sein, unternahmen wir nur eine kleine Tour. Über Biniaraix und Ses Cabanes ging es nach Finaca. Dort wollten wir über einen kleinen Fahrweg bergauf über Terrassenfelder zum Tunnel Serra de Torrella. Plötzlich standen wir vor einem geschlossenen Tor mit einem handgemalten Radfverbotsschild. So mussten wir leider umkehren und wanderten statt dessen ein Stück in die wildromantische Schlucht Baranc de Biniaraix. Am frühen Nachmittag erreichten wir Soller und besichtigten die dortige Kathedrale. Auch hier waren die Altäre mit Spitzendecken geschmückt.
In einem Textilgeschäft konnte ich einige kleine Spitzendeckchen erwerben. Danach radelten wir in unseren Ort Puerto de Soller, wo ich ebenfalls das Spitzengeschäft aufsuchte. Die Verkäuferin arbeitete gerade an einer typischen mallorkinischen Spitze, die mit der Häkelnadel gefertigt wird.
![]() Spitzenfertigung |
Sie erklärte mir, daß die Klöppelspitzen nur eingeführt und nicht in Mallorca gefertigt werden. |
![]() Typisches Spitzendeckchen |
Der lezte Tag führte uns an die Westküste nach Banyalbufar. Die dortige Kirche war verschlossen, das gegenüberliegende Spitzengeschäft hatte jedoch geöffnet. Wieder arbeitete die Händlerin eine mallorkinische Spitze. Sie sprach sogar deutsch und erklärte mir, daß sie selbst klöppelt. Die Spitzen, die zum Verkauf auslagen, hatte sie selbst gefertigt. Leider konnte sie mir die Arbeitsweise nicht vorführen, da sie ihre Klöppelsachen zu Hause hatte.
Nach der Verkostung verschiedener Erzeugnisse wie Käse, Wurst und Wein radelten wir letztmalig zum Quartier zurück um am nächsten Tag ins winterliche Deutschland zurückzukehren.
© Text und Fotos: Petra Pönisch