Anlässlich dieses Treffens organisierte das Forum Alte Spitze vom 28.6. bis zum 6.7. eine Niederlandrundreise. So reisten am Freitag, den 27.6. Klöpplerinnen und Klöppelinteressierte aus Belgien, Deutschland, Schweiz, Spanien, Österreich und Italien nach Übach-Palenberg an.

Im Schoß Zweibrüggen öffnete der Deutsche Klöppelverband für die Reiseteilnehmer seine Ausstellungen "Die Farbe BLAU in der Malerei und Spitze", "Kostbarkeiten in Schwarz und Gold" und "Spitze heute und morgen".

Am nächsten Morgen startete die Reise. Unser erster Halt war in Nijmegen. Im Museum "Het Valkhof" erwartete uns die Spitzensammlerin Els Bartelink. Sie führte uns durch die Sonderausstellung und erläuterte ihre Spitzen. Beim nächsten Halt in Apeldoorn schauten wir in der Ausstellung «Floral international» von Yvonne Scheele und ihrer Klöppelgruppe geklöppelte Blumen in den Techniken Bedfordshire, Duchesse und Withof an.

Neben feinen Spitzen und ihren vergrößerten Abbildungen, Bildnissen von Klöpplerinnen konnten wir an einer großen Wand eine umfangreiche Klöppelsammlung bewundern.

Im Museum Staphorst lernten wir das dortige Leben und die Lebensgewohnheiten der Calvinisten kennen. Auf der Straße sahen wir, daß die älteren Frauen auch heute noch ihre Trachten tragen. Den letzten Stop des Tages legten wir in Kampereiland ein. Neben einer Ausstellung zum Landleben am Eiselmeer wurde in dem 2006 von Henny und Henny Boxmann eröffneten Museum ein Teil einer Haubensammlung präsentiert.

Abends im Hotel stellte uns Yvonne Krijgsman das neue von der LOKK herausgegebene Buch: «Holländische Spitze - mit Zirkel und Lineal» vor und stimmte uns somit auf den zweiten Tag ein. An diesem fuhren wir zuerst zum Städtischen Museum Zwolle, wo wir im Erdgeschoß die am Vorabend besprochenen Spitzen im Original ansehen konnten.

Im Obergeschoß waren die Trachtengewänder von Frau Gerridina Nijenhuis-Steen ausgestellt. Sie lebte von 1892-1996 und vermachte dem Museum ihre gesamte Garderobe. Anschließend suchten wir den Palais Het Loo in Apeldoorn auf. Darin lebte die königliche Familie bis 1962. Wir besichtigten das Schloß und bewunderten den Garten.

Letztes Eis
«Letztes Eis» von Bettina Renn

Weiter fuhren wir nach Vianen. In der Ausstellung «Gebrochenes Weiß» des städtischen Museum stellten Künstler aus Deutschland, Niederlande und Belgien moderne Spitzen aus. Das grenzüberschreitende Projekt entstand vor 2 Jahren zwischen dem Verband Kant in Vlaanderen aus Belgien, dem Forum Alte Spitze aus Deutschland und der Landelijke Organisatie Kant Kunst aus den Niederlanden. Eine Stadtführung durch Haarlem rundete den Tag ab.

Am nächsten Tag hielten wir uns in Amsterdam auf. Zuerst zeigten uns Stadtführer die Sehenswürdigkeiten. Dann gingen wir in das Rembrandthaus. Dort trafen wir Lia Baumeister mit einigen Klöpplerinnen aus ihrer Gruppe. In 6 Jahren klöppelten sie die Spitzen der Bezüge und Laken für die Betten nach Vorlagen der alten Spitzen aus dem 17.Jhd. nach. Der Nachmittag stand für eigene Erkundungen frei.

Unbekannter Künstler
Unbekannter Künstler

Gemeinsam mit einer Freundin waren wir in der verborgenen katholischen Kirche «Amstelkring», die heute ein Museum ist. Darin hängt ein Bild von einem sorgenvoll blickenden Vater mit seinen 3 Töchtern, wovon 2 an einem Klöppelkissen sitzen. Zum Fenster wirft Nikolaus Geld herein, um die Geldnot der Familie zu lindern und die Töchter vor der Prostitution zu bewahren.

Am Dienstag fuhren wir nach Den Haag. Nach einer Stadtrundfahrt mit dem Bus und einem Zwischenstopp am Strand, wurden wir durch die Innenstadt geführt. In der anschließenden freien Zeit suchte ich die königliche Gemäldegalerie Mauritshaus auf. Darin fand ich ein kleines Gemälde von Nicolaes Maes aus dem 17. Jhd. mit einer alten Klöpplerin. Am Nachmittag hielten wir uns in Volendam auf. Zuerst sahen wir uns im Museum die Trachten an. Genau jene, die durch Frau Antje in der Werbung bekannt gemacht wurde und als Synonym für «Holland» steht.

Holland
Spitzen/Collagen

Nach dem Abendessen war Lia Baumeister zu Gast und zeigte uns Spitzen aus ihrer Sammlung, die wir auch selbst studieren durften. Am fünften Tag fuhren wir nach Schellinkhout. Dort erwarteten uns Mitglieder der 1913 gegründeten Klöppelschule «Jeder für alle Wijdenes». Sie erstellten eine Ausstellung unter dem Thema: «Spitze aus der Vergangenheit für die Zukunft». In einem Raum hingen Spitzen und Collagen, deren Entwürfe aus alten ortstypischen Stallfenstern entstanden sind.

Am Mittag erreichten wir Leeuwarden. Im Friesischen Museum sahen wir uns die Sonderausstellung: «Die Holländische Spitze» von Friesland an. Es wurden Spitzen an Bekleidung von der Geburt bis zum Tod ausgestellt.

Im Anschluß gingen wir zum «Pakhuis Koophandel 't andere Museum». Hier legten Frau Geersing-Dominik und ihr Mann ihre Sammlung in 25 Jahren Reisetätigkeit an. Wir konnten Spitzen und Klöppelzubehör aus Europa, Trachtenhauben, Oldtimer sowie Radios in einer ständigen Ausstellung sehen.

Anläßlich des Kongresses wurden Spitzensonderausstellungen zusammengetragen. In einer waren in verschiedenen Techniken geklöppelte Tulpen ausgestellt. Aber auch zeitgemäße, s' Gravenmoer-, Sluisspitzen ausgestellt.

Weiterhin wurden Arbeiten in der von Schwester Judith entwickelten Spitzenart «Withof-Duchesse» gezeigt. Darunter befand sich der einzige Auftrag, den die Schwester bekommen hat: ein Mühlendeckchen mit dem dazugehörigen Tischchen.

Mühlendeckchen

Am Nachmittag fuhren wir nach Dokkum weiter. Im Admiralitätshaus sahen wir uns Spitzen von 1650 bis 1950 an. Am Abend bezogen wir in Groningen unser Quartier. Nach dem Essen hielt Frau Stang einen Diavortrag über Gemälde mit Klöpplerinnen.

Am Donnerstagmorgen besuchten wir die Petrus und Pauluskirche in Loppersum, die vom 13. bis 16. Jahrhundert gebaut wurde. Danach fuhren wir zur Menkemaborg nach Uithuizen. Das ist ein Gutsschloss mit Gärten, Gräben und Grachten aus dem 18. Jhd. In einem Zimmer des Schlosses wurden anlässlich des Kongresses verschiedene Spitzen an Wäschestücken aus den Schränken öffentlich präsentiert.

Nach einem kurzen Abstecher ins Freilichtmuseum «Het Hoogeland» Warffum sahen wir uns die Sonderausstellung «Moderne Spitzen» und «Historische Spitzen aus der Sammlung von Jan Geelen» in Verhildersum an. Im Herrenhaus konnten wir neben Einrichtungsgegenständen ein Bild einer Klöpplerin bei der Arbeit finden.

Hauben

Der letzte Ausflug des Tages führte uns nach Noordhorn. Dort besuchten wir das Kostümmuseum «Goldener Löwe». Das Haus wurde 1622 als Taverne gebaut und 1994 als Kostümmuseum und Galerie wieder eröffnet. Es werden heute wechselnde Ausstellungen gezeigt. In diesem Jahr waren Kopfgeschmeide, Borden und eine Sammlung von Hauben ausgestellt.

Der Freitag stand uns für den Kongreß im Messehaus «De Oosterpoort» in Groningen frei. Nachfolgende Ausstellungen wurden gezeigt: die Jubiläumsausstellung «Ohne Grenzen», Withofspitze, Im Raum, Nadelspitze, Gravenmoerspitze, «Vom dann zum jetzt» zeitgenössische Spitzen von Mariet Visser-Bokkers und die Länderausstellung.

Spanischer Stand
Sieger in der Länderwertung: Spanien

Zum Wettbewerb «Taschen» wurden 230 Arbeiten eingereicht.

Wettbewerb Taschen

Die Gewinnerin war Beatrice Müller aus Annaberg-Buchholz. Den 2. Preis bekam Andree Lothaire aus Belgien. Den 3. Preis erhielt Kathleen Verspaille ebenfalls aus Belgien. Ehrenhaft erwähnt wurde Christina Koukoulari aus Griechenland.

Wettbewerb Taschen
Beatrice Müller (1. Preis)
Wettbewerb Taschen
André Lothaire (2. Preis)
Wettbewerb Taschen
Kathleen Verspaille (3. Preis)
Wettbewerb Taschen
Christina Koukoulari
Beilen

Händler boten ihre Waren zum Kauf an. Außerdem stellten auch OIDFA-Gruppen und Klöppelverbände vor. Neben dem Kongreßzentrum, in der Galerie «Kunst in de Kop», lud eine Klöppelgruppe von 7 Frauen aus dem Ort «Beilen» zur Ausstellung "Beilen in Groningen" ein.

Am Samstagvormittag stand eine Stadtführung auf dem Programm. Danach konnten wir selbst auf Entdeckungstour gehen. Anschließend gingen wir in die Martinikirche. Dort stellten Künstler unter der Leitung von Els Teeuwsen ihre Arbeiten unter dem Titel «Aufspüren eines modernen Spitzenpfades - eine optische Kunstausstellung von experimenteller Spitze» aus.

Kragen
Kragen
Rondo
«Rondo» 2000 von Els Teeuwsen-Kraaijeveld
Happy Flowers
«Happy Flowers» 2008 von Mimi Libregts-Geerts
Kimkracht
«Kimkracht» 2008 von Bets van Zeijl-Streef

Die Bahnhofshalle von Groningen ist ein guterhaltenes Beispiel für den Jugendstil.

Bahnhof Groningen
Museum Orvelte

Am Sonntagmorgen begaben wir uns auf die Heimreise. Unterwegs hielten wir zuerst in Orvelte. Im Drenthehof des dortigen Freilichtmuseums gab die NKO (Stichting Nederlandse Kantopleiding) anläßlich ihres 25jährigen Bestehens eine Überblicksausstellung über ihre Arbeit mit den Spitzen. Sie zeigte Klöppelspitzen in verschiedenen Techniken.

Danach besuchten wir das nationale Flechtmuseum in Noordwolde. In einem kleinen Raum stellte Paula van Astenrode-Verzijden ihre Spitzenkunstwerke im Rahmen einer Sonderausstellung aus. Den letzten Stop der Reise legten wir in Milsbeek ein. Dort befand sich das kleines Privatmuseum von Henny Jacobs, welches vor ca. 6 Monaten eröffnet wurde und im Laufe der Zeit weiter ausgebaut werden soll. Die Ausstellung «Vom Kissen zur Spitze» zeigte Klöppelkissen, Klöppel und Spitzen aus aller Welt.

Museum Milsbeek

Kurz darauf endete unsere Reise in Übach-Palenberg.

© Text und Fotos: Petra Pönisch
in: Information Nr. 53 des Sächsisch-Erzgebirgischen Klöppelverbandes 2008